Verena Gremmer Fotografie
BecomingKings
"Becoming Kings" ist ein Fotoprojekt von Verena Gremmer über Münchner Drag Kings
„Becoming Kings“
Drag Queens – Männer, die als stilisierte, weibliche Kunstfiguren auftreten – sind heutzutage als kreativer Ausdruck queerer Persönlichkeiten der Allgemeinheit ein Begriff. Wenig bekannt jedoch ist, dass es seit jeher auch Drag Kings gibt – Frauen, die in männlichen Rollen auftreten.
In ihrer Fotoserie „Becoming Kings“ zeigt Verena Gremmer, die auch selber als Burlesque- und Drag-Performerin auf der Bühne steht, acht Münchner Drag Kings sowohl privat als auch in Drag.
In den ergänzenden Statements der einzelnen Kings wird der positive Einfluss deutlich, den die Kunstform überdies auf ihr Alltagsleben hat.
In München, das sich so gerne als Kulturstadt bezeichnet, ist diese Ausstellung ein Plädoyer dafür, die sogenannte „Subkultur“, für die es mangels geeigneter Bühnen immer schwieriger wird, nicht ganz zu vergessen. Von 13. - 26. 6. 2022 sind die Bilder im Rahmen des Augsburger CSD im Frauenzentrum Augsburg zu sehen. Vernissage ist am 13. 6. um 21 Uhr.
Tsarlie: „Für mich bedeutet Drag Freiheit. Hier kann ich Charaktere zum Leben erwecken und Geschichten erzählen. Dadurch bin ich selbstbewusster geworden und habe für mein alltägliches Leben gelernt, dass Demütigungen wirklich nicht so schlimm sind. Sie gehen vorbei. Vielleicht stolperst Du auf der Bühne oder Deine Requisiten funktionieren nicht, aber die Leute lieben Dich trotzdem, wenn Du alles gibst bei Deiner Performance. Einfach lachen und weitermachen.
Es wäre schön, wenn es mehr Unterstützung gäbe für Leute, die mit Drag anfangen möchten. Ich selbst habe erst Zugang zur Drag-Szene gefunden, als ich den Schritt gewagt habe in Drag auf queere Veranstaltungen zu gehen. Andere haben aber vielleicht nicht diese Möglichkeit oder trauen sich nicht, dabei braucht Deutschland und die ganze Welt mehr Drag Kings, Drag Creatures und Diversität … mehr alternatives, einzigartiges Drag, das nicht dem Standard entspricht.“
Ruben: „In meiner Jugend trug ich oft Männerhemden, hatte kurze Haare und wurde daher - trotz meines eindeutig weiblichen Körpers - häufig für einen Jungen gehalten. So wurde mir früh klar, wie oberflächlich traditionelle Geschlechterrollen sind. Durch die Arbeit an einem Fotobuch über die deutsche Burlesque-Szene wurde ich später zur Burlesque-Performerin, wobei mich weniger die Möglichkeit interessiert hat, mich als „schöne Frau“ zu präsentieren, sondern mehr die Gelegenheit, mich frei von gesellschaftlichen Grenzen künstlerisch ausdrücken zu können. Ohne greifbare Vorbilder in Form von Drag Kings zu haben, hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich schließlich meine Erfahrung und meine Kontakte aus der Burlesque-Szene genutzt habe, um mich quasi selber in die Drag-Szene einzuladen.
In beiden Kunstformen - Burlesque und Drag - hat mensch die Freiheit das eigene Schönheitsideal zu sein und den gesellschaftlichen Erwartungen den Mittelfinger zu zeigen. Das kann extrem befreiend sein, für die Künstler*innen wie auch für das Publikum.
Leider wird es in München mangels geeigneter Bühnen immer schwieriger, alternative Drag- und Burlesque-Shows zu veranstalten.“
King Tenu: „Ich hatte schon immer eine große Leidenschaft fürs Tanzen und auch für Make-up. Durch meine Anfänge im Bereich Cosplay habe ich gemerkt, wie viel Spaß es mir macht in andere Rollen zu schlüpfen und mich auch vom Aussehen her zu verändern. Da ich mich als Nonbinary identifiziere, bin ich sehr glücklich im Drag eine Möglichkeit gefunden zu haben, meine maskuline/androgyne Seite zu präsentieren ohne mich erklären zu müssen.
Auf der Bühne kann ich einfach mal meinen Kopf ausschalten. Dass ich damit auch zusätzlich noch andere Menschen begeistern kann ist für eine „kleine Rampensau“ wie mich eine tolle Bestätigung.
Die Drag-King Szene in Deutschland vor allem auch in München erlebt gerade einen Aufschwung und gewinnt immer mehr an Begeisterung - ich freue mich sehr, ein Teil davon sein zu dürfen.“
Smooth Operator: „Ich bin in Sachen Drag mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen worden und musste meinen eigenen Weg finden. Als Smooth Operator ist Drag für mich die ideale Gelegenheit, meine feminine und maskuline Energie in Einklang zu bringen. Dadurch bin ich auch im Alltag selbstbewusster geworden. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass nicht nur Drag Queens, sondern auch Drag Kings eine Plattform bekommen, denn „Anything a man can do, a woman can do better.“
Perry: „Schon als Kind war ich immer umgeben von Theaterkostümen und Leuten, die sich verkleidet haben, und fing an, Kostümparties zu schmeissen. Später habe ich dann meine Kumpels als hyperfeminine Frauen ausstaffiert und mich selber als extravaganten Mann, aber damals wusste ich noch nicht, dass das auch Drag ist. Irgendwann bin ich dann auf YouTube auf eine Doku über Drag Kings gestoßen und wusste sofort: Das bin ich, das möchte ich sein! Ich kann so bescheuert und so behaart und so fabulös sein wie ich möchte, aber ohne auf eine weiblich-sexuelle Art aufzufallen. Ich kann auf kunstvolle Weise das ausleben, was im Alltag auf der Strecke bleibt.
Nachdem ich eine Weile lang hauptsächlich daheim in Drag war, bin ich schließlich auch in Drag auf queere Veranstaltungen gegangen, z. B. bin ich einmal als mein Uni-Präsident verkleidet auf dem Pride-Wagen meiner Uni mitgefahren, aber leider hab ich bis jetzt als King nie Zugang zur Drag-Szene gefunden.“
Johnny: „Ich bin Drag King und Drag Queen.
Auf der Bühne erschaffe ich meine eigene Welt, in der ich die Schwerkraft aufhebe. Die Schwerkraft des binären Denkens, die uns alle fesselt und begrenzt.
Mit meinen Performances will ich Grenzen auflösen, verwirren, überraschen, infrage stellen - auch mich selbst. Für einen Moment im Rausch von Farbe, Musik und Erotik die Zuschauer*innen alles vergessen lassen und sie entführen zu einem Tanz in eine andere Dimension.“
Bobby: „Drag gibt mir die Freiheit andere Seiten an mir zu entdecken, zu zeigen und auszuleben, mit Geschlechterrollen zu spielen und ihnen so ihre Macht zu nehmen, die sie über mich und auch alle anderen in der Gesellschaft haben - egal als was man sich identifiziert.“
Johnny: „Drag hat mir gezeigt wie schön Bärte sind. Dass es okay ist Raum einzunehmen unabhängig vom Geschlecht. Und dass Make Up Spaß machen kann. Ich lerne jetzt sogar wie man einen Eyeliner zieht. Für die Zukunft wünsche ich mir dass Drag Kings so bekannt werden dass sich die Leute was darunter vorstellen können. Den meisten habe ich von meinem Drag King-Workshop als Theaterkurs erzählt, weil das Erklären so kompliziert war.“
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